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Beitrag vom 12.03.2006
Multikulturelle Kompetenz auch im Gefängnis
AVIVA-Redaktion
Gemeinsam mit dem Berliner Justizvollzug engagiert sich das Interkulturelle Frauenzentrum SUSI seit Jahren für eine gerechte Betreuung ausländischer inhaftierter Frauen.
In den Berliner Haftanstalten leben Frauen aus verschiedensten Kulturkreisen mit ihren individuellen Problemen und häufig eingeschränkten sozialen Kompetenzen zusammen. Ungefähr 32 % der Gefangenen sind nicht deutscher Herkunft und kommen aus 17 verschiedenen Ländern.
In der Regel sehen sich Frauen, die außerhalb ihres Heimatlandes leben, einer Vielzahl von Problemen ausgesetzt, auf die sie häufig nicht umfassend vorbereitet sind. Sie müssen sprachliche, ethnische, kulturelle, soziale und viele andere Schwierigkeiten bewältigen. Dies trifft um so mehr zu, wenn sie sich in der Fremde in Haft befinden.
Aus Gesprächen mit Gefangenen weiß die Senatorin für Justiz, Karin Schubert, dass sich ausländische Inhaftierte oft unverstanden, einsam, benachteiligt und in besonderer Weise bestraft fühlen. Ihre emotionale Verfassung ist zudem durch die meist nur beschränkt möglichen Kontakte zu den Familien im Heimatland und die Sorge um deren Wohlergehen belastet.
Mit einer Vielzahl von Fortbildungsangeboten, Projekten und Aktionen ist die Justizvollzug seit Jahren bemüht, die multikulturelle Kompetenz seiner MitarbeiterInnen zu stärken. Denn es gilt, die inhaftierten Frauen zu unterstützen und auf ein sozialverantwortliches Leben ohne weitere Straftaten vorzubereiten.
Einerseits ist der sprachliche Zugang zu den Gefangenen unabdingbar. Andererseits benötigen BetreuerInnen vor allem mit Blick auf die große Anzahl von Frauen, die nach der Haftverbüßung in ihr Heimatland zurückkehren, Kenntnisse über die dortigen Lebensbedingungen als Anknüpfungspunkt für eine zielgerichtete Vollzugsplanung.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Justizvollzugs versuchen diese Schwierigkeiten ausländischer Gefangener durch differenzierte, auf ethnisch-kulturelle Besonderheiten und spezielle Integrationsbelange ausgerichtete Maßnahmen zu minimieren. Aber der Justizvollzug kann nicht alles leisten und ist auf die Zusammenarbeit mit engagierten, außerhalb der Gefängnisse angesiedelten Institutionen, Vereinen und Freien Trägern angewiesen.
Vor über 10 Jahren ist die Kooperation zwischen dem Interkulturellen Frauenzentrum SUSI und dem Justizvollzug für Frauen Berlin entstanden. Nach den Schilderungen der Anstalt haben die Mitarbeiterinnen des Projekts vor allem in den ersten Jahren ihrer Tätigkeit mit einer Vielzahl von Angeboten und Hilfestellungen dazu beigetragen, die Beurteilungsgrundlage für Entscheidungen zur individuellen Vollzugsplanung der ausländischen Gefangenen zu erweitern.
Im Rahmen der Einzelfallhilfe haben die Mitarbeiterinnen Des Interkulturellen Frauenzentrums zudem unzählige Frauen auf dem Weg durch die Haft und nach ihrem Gefängnisaufenthalt begleitet. Sie haben in Konfliktsituationen vermittelt und bei akuten Krisen menschliche und auch fachliche Hilfestellung geboten, waren eine zuverlässige Kontaktbrücke zu den Familien im Heimatland und haben punktuell berufliche Qualifizierungsmaßnahmen angeboten.
Eine besondere Bedeutung für die Inhaftierten hatten auch die vom Interkulturellen Frauenzentrum SUSI organisierten und finanzierten, kulturellen Veranstaltungen.
Leider, und da ist dieses Projekt nicht das einzige Beispiel, hat die Kürzung von Fördermitteln, trotz ungebrochenen Engagements,zwangsläufig Auswirkungen auf die Angebote. So mussten auch beim Interkulturellen Frauenzentrum SUSI nach und nach spezielle Leistungen eingestellt werden, damit zumindest eine Grundversorgung der Inhaftierten gewährleistet werden kann.
Weitere Informationen unter: www.susi-frauen-zentrum.com